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News & Stories aus dem Labor
06.11.2020

Corona-Pandemie als Motor für Lokale Shopping-Plattformen?

Foto: Андрей Яланский, AdobeStock

Corona hat das Einkaufsverhalten der Deutschen verändert. So haben 56 Prozent weniger Spaß beim Einkaufen und 41 Prozent keine Lust auf Shopping in überfüllten Geschäften. Auch ist eine klare Tendenz zu One-Stop-Shopping erkennbar, d.h. geplante und gebündelte Großeinkäufe. Impulskäufe bleiben dabei auf der Strecke (Quelle: Jessica Becker, Lebensmittelzeitung bzw. Nielsen Studie).

Ebenso haben lokale Online-Angebote sowie die dazugehörigen Services an Bedeutung gewonnen. Dieser Trend wird u. a. durch eine Studie der FH Südwestfalen zu Lokalen Shopping-Plattformen (LSP) unterstützt.

In wenigen Tagen zur Lokalen Shopping-Plattform

Betrug die durchschnittliche Umsetzungsdauer vor der Corona-Pandemie noch zwischen sechs Monaten und einem Jahr, verkürzte sich die Zeit vor allem während des ersten Lockdowns (Frühjahr 2020) auf wenige Tage bis 2 Wochen. Sogar komplexe Transaktions-Plattformen (Plattform mit sämtlichen Online-Funktionen) wurden in drei Wochen fertiggestellt. Anscheinend hatte die Corona-Pandemie einen beschleunigenden Effekt auf die Onlineschaltung von LSP auch in Südwestfalen. In der Studie erfragte die FH Südwestfalen auch die Schwierigkeiten für LSP-Betreiber. Viele Betreiber gaben an, dass sich die Suche nach einer geeigneten Plattforminfrastruktur sowie die Finanzierung der LSP eher einfach gestaltete. Finanzielle Schwierigkeiten gab es eher bei den privaten als bei den städtischen Akteuren. Im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Pandemie gestaltete sich die Händlergewinnung für die neuen LSP-Betreiber sowie die Erstellung des Seiteninhalts durch die Händler wesentlich einfacher. Ein Grund hierfür kann in der Verwendung von standardisierten Formularen zur Erfassung der notwendigen Händlerinformationen liegen. Es lässt sich festhalten, dass die Corona-Pandemie viele Schwierigkeiten bei der Umsetzung einer LSP vereinfacht hat, insbesondere die Zusammenarbeit mit den lokalen Einzelhändlern. Vor allem durch den Shutdown war der Druck auf die Einzelhändler nach schnellen alternativen Vertriebslösungen stark gestiegen. Dennoch gab es auch vereinzelte LSP-Betreiber, die während der Corona-Pandemie Schwierigkeiten bei der Händlergewinnung sowie der Erstellung des Inhalts hatten.

Hohe Zugriffszahlen auf Lokale Shopping-Plattformen zu Beginn des ersten Lockdowns

Einige LSP-Betreiber berichteten von sehr hohen Zugriffszahlen von 100.000 bis zu über einer Million zu Beginn des Lockdowns. Neben den hohen Zugriffszahlen berichteten Betreiber von bestehenden Lokalen Shopping-Plattformen auch von einem dynamischen Anstieg der teilnehmenden lokalen Einzelhändler, der jedoch nach wenigen Wochen wieder abschwächte. Viele gaben als Grund die angekündigten Lockerungsmaßnahmen an. Interessant sind die Ergebnisse zu den Preismodellen der LSP während der Corona-Krise: Der überwiegende Anteil der neuen LSP bot lokalen Einzelhändlern finanzielle Vergünstigungen bzw. eine kostenlose Teilnahme. Vereinzelte bestehende LSP beschränkten sich auf die Aussetzung der Mitgliederbeiträge für einen bestimmten Zeitraum, um so die lokalen Einzelhändler zu unterstützen. Während man vielleicht erwarten würde, dass sich die Lokalität der LSP während der Krise auch auf überregionale Händler ausweitet, um ein breiteres Produktspektrum und damit mehr Kunden der LSP gewinnen zu können, kann dieser Effekt nicht beobachtet werden. Die Corona-Pandemie hatte darüber hinaus keinen Effekt auf das bestehende Produktangebot der Plattformen. Dominant blieben Non-Food Produkte.

Zukünftige Erwartungen und Weiterentwicklung der Lokalen Shopping Plattformen

Abschließend befragte die Hochschule die Teilnehmer zu den Chancen, die sie mit der LSP verbinden. Der überwiegende Anteil der Befragten stimmte der Aussage zu, dass eine LSP ein einfacher Einstieg für die Digitalisierung des lokalen Einzelhandels ist. Darüber hinaus beabsichtigt die überwiegende Mehrheit der LSP-Betreiber die LSP in Zukunft weiterzuentwickeln, z. B. hinsichtlich Serviceangebote, wie Click & Collect, Navigationsfunktionen oder die Weiterentwicklung zu einer Transaktions-Plattform.

Druck auf Umsetzung digitaler Maßnahmen steigt im lokalen Einzelhandel

Es lässt sich zusammenfassen, dass die Corona-Pandemie nicht nur das Bewusstsein der Kunden wieder auf das lokale Produktangebot gelenkt hat, sondern auch die Wichtigkeit der dazugehörigen, ortsabhängigen Serviceangebote als Bestandteil des Einkaufserlebnisses unterstreicht. Darüber hinaus scheint die Corona-Pandemie den notwendigen Druck zur Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen auf lokale Einzelhändler aufzubauen. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob diese Entwicklungen auch noch nach Überwindung der Corona-Pandemie bestehen bleiben. Mit Blick auf das weltweite Infektionsgeschehen wird diese Erkenntnis jedoch noch länger auf sich warten lassen.

Quelle: „Local Retail Under Fire: Local Shopping Platforms Revisited Pre and During the Corona Crisis”, Sören Bärsch*, Bollweg Lars, Peter Weber*, Tim Wittemund* und Valerie Wulfhorst* (* FH Südwestfalen, Soest).

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